-Verneigung vor Valentin V.v.V.
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Ruedi Häusermann
Uraufführung Theater Basel / Schauspielhaus 2005

" Dunkel ist's. Und so kann's gleich losgehen mit Valentins Philosophiererei, warum man im Finstern überhaupt etwas hören kann. «Das ist lustig, gell, diese Hörerei!, knarzt's aus dem Zappendustern, und wir purzeln mit gespitztem Ohr und Aug von Ding zu Unding, von Leicht- zu Tiefsinn und zurück. Wie weiland Charlie Chaplin mit seinem Liegestuhl exerzieren vier Paare mit Tisch, Tuch und Akrobatik das fröhliche Tischleindeckdichnicht. Und wenn das Ding schliesslich doch einmal steht, spielen die Männer mit Schirm, Charme und Vase Billard. Die Mannschaftsaufstellung der begnadeten Verhinderer und Verstolperer: Ariane Andereggen, Johanna Bantzer, Klaus Brömmelmeier, Thomas Douglas, Iris Erdmann, Chantal Le Moign, Edmund Telgenkamp, Herwig Ursin - unterstützt und angetrieben von der musikalischen Viererkette mit Annalisa Derossi (Klavier), Thomas Küng (Klarinette und Trompete), Lucas A.Rössner (Fagott) und Marc Unternährer (rinnende Tuba).

Und gerade als das Ensemble glockenrein und vor Wehmut schmelzend sein «Schön ist die Jugendzeit, sie kommt nicht mehr intoniert, klingelt im Publikum ein Handy. Die nicht mehr ganz junge Dame wühlt eine halbe Ewigkeit in ihrer Tasche, bekommt das Ding endlich in den Griff, stellt es aber nicht ab, sondern beginnt frisch-fröhlich mitten in der Vorstellung ein Gespräch, und da denkt man natürlich zuerst an einen Regieeinfall - schliesslich musste sich Valentins Kunst auch im Rauch und Lärm von Münchens Singspielhallen durchsetzen. Der gutwillige Dechiffrieransatz erweist sich schnell als real-absurder Reinfall. Denn die Dame weiss schlicht nicht, was sie tut. Im Fussball bekommen solche Hooligans ab sofort Stadionverbot. Wir aber sitzen ja im Theater und träumen den Traum von der Erziehung des Menschengeschlechts, und der geht - nicht nur bei Valentin - seine graziös-kuriosen Wege gelegentlich über das Scheitern..."

Alfred Schlienger / NZZ 17 Mai 2005 / Miniaturen der Vergeblichkeit


Mit: 

Ariane Andereggen / Iris Erdmann / Johanna Bantzer / Klaus Brömmelmeier / Thomas Douglas / Chantal LeMoing / Edmund Telgenkamp / Herwig Ursin /Anna-Lisa DeRossi (Klavier) / Marc Unternährer (Tuba) / Lucas Roessler (Fagott) / Thomas Meier (Klarinette, Trompete)


Regie und Komposition: Ruedi Häusermann

Bühne: Ruedi Häusermann und Christel Wein

Kostüme: Barbara Meyer

Dramaturgie: Judith Gerstenberg

Regieassistenz: Isabel Dorn

Video: Ariane Andereggen
Foto: Judith Schlosser