-ROHSTOFF - Flyer & Konzept
-
 
Foto / Videostill / Zeichnung: © Ariane Andereggen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
-ART ACTIVIST
ROHSTOFF - Eine Verarbeitung
Video / Performance / Zeichnungen
Von Ariane Andereggen & Ted Gaier
 
Schauspielhaus Basel / 2015 / It's The Real Thing / Basler Dokumentartage 1

Die Schweiz ist einer der grössten Rohstoffhandelsplätze der Welt. In weitverzweigten Firmenstrukturen ist es dank weniger, hochspezialisierten Experten möglich grosse Profite zu erwirtschaften. Viele ressourcenreiche Länder bleiben trotz Bodenschätzen arm. Multinationale Konzerne können Steuern vermeiden, indem sie ihre Gewinne unter Ausnützung von Verrechnungspreisen (transfer pricing) in die Länder verschieben, in denen die Steuersätze besonders tief sind. Gemäss verschiedenen Studien ist die Praxis im Rohstoffsektor weit verbreitet. Wenn ein Unternehmen 500 Tochterfirmen hat, liegt die Vermutung nahe, das die steuerliche Gründe hat. Sambia exportiert heute für 10 Milliarden Dollar Mineralien und erhielt dafür nur 250 Mio. Dollar Steuern. Das sind 2,4% des Wertes.

 

Ja, liebe Investoren und Investorinnen, wie sie sehen haben wir für sie ein Minenfeld vorbereitet. Also keine Mine zum drauftreten, sondern eine zum Eintreten. Das Programm läuft folgendermassen ab: Zunächst suchen wir nach einem Einstieg und dann schauen wir mal was es hier zu holen gibt. Ganz einfach. Wie ich sehe, hat der eine oder andere seinen Bohrkopf mitgebracht. Wir werden uns jetzt also gewisser-massen durch Informationsberge hindurchgraben. Da wir uns hier in der Schweiz befinden, beginnen wir bei einem hohen Preis...

Unbefugt verschaffen wir uns einen Zugang zu Börsen-Informationen, betrachten seltene Erden, Knochenarbeit, Profitpumpen, Stummbürger, Steueroasen und Kapitalflüchtlinge. Im Lager des Stadttheaters entfesseln wir einen Rohstofffluch und trainieren für die Zukunft im baselstädtischen Bergbau. Über einen sicheren Tunnel gelangen wir zurück in den Singsaal der Feuerwehr aus Obfelden. Dort wurde eine Initiative angenommen 10% der Einkommensteuer von Herrn Copperfield an Brot für Alle im Kongo zu spenden...


We gain unauthorized access to stock exchange information, look at rare earths, bone work, profit pumps, silent citizens, tax havens and capital refugees. In the camp of the Stadttheater we unleash a curse on raw materials and train for the future in Basel city mining. A safe tunnel takes us back to the singing hall of the Obfelden fire brigade. There an initiative was taken to donate 10% of Mr. Copperfield's income tax to Bread for All in the Congo...

Switzerland is one of the largest commodity trading centres in the world. In widely ramified company structures, it is possible to generate large profits thanks to a small number of highly specialised experts. Many resource-rich countries remain poor despite mineral resources. Multinational corporations can avoid taxes by shifting their profits to countries where tax rates are particularly low using transfer pricing. According to various studies, the practice is widespread in the commodities sector. If a company has 500 subsidiaries, it is reasonable to assume that there are tax reasons. Today, Zambia exports 10 Mio. dollars of minerals and receives only 250 million dollars in taxes. That is 2.4% of the value.

Performance / Konzept / Musik / Text / Video: Ariane Andereggen / Ted Gaier

Technik / Licht: Christoph Stürchler / Christoph Schenk

 

PRESSE

BASLER DOKUMENTARTAGE 15

Konzernverantowrtungs-Initiative 2017

 

Mit freundlicher Unterstützung: Paolo Fusi / Peter Ott / Erklärung von Bern / Rahel Ruch / Eva Böhmer / Boris Nikitin / Martin Wigger / Catrin Störmer und alle die mir ihre Stimme für die Gemeindeversammlung von Rüschlikon geliehen haben...Eine Koproduktion von Alliance Sud // Recht ohne Grenzen /

 

"...Sie sehen hier eine übersichtliche Darstellung, wie das alles zusammenhängt. Ein Wertschöpfungskettengeschöpf. Also da gibt es erstmal einen Geschäftsmann, wo der herkommt weiss man nicht genau. Aber meistens war der schon vorher irgendwie in dem Geschäft. Dann ist hier eine Geschäftsidee und ein Geldgeber. Das kann eine Stiftung sein oder ein Trust in einem Offshore-Finanzplatz, Schweiz, Bahamas, Caymanisland, New Jersey, oder wie sie alle heissen. Da drüben haben wir dann die Produktionsstätten, also die ganzen Mädchen. Die leben so ein Tochtergesellschaften.Raffinierie-Tochter, Lager-Tochter, Logistik-Tochter, Versicherungstochter, die Einkaufzentral-Tochter.
Die sind alle miteinander verwandt, die sind aber alle arm dran, weil sie im Briefkasten wohnen müssen. Was machen die da? Die schreiben sich den ganzen Tag gegenseitig Rechnungen. Das nennt man finanzielle Dienstleistung...
...Im Bereich der physischen Rohstoffhandlung hat sich in der Schweiz ein be-deutendes Clubbing mit möglicherweise, ca. 570 Handelsflimmer und über 10'000 Mitabzweigenden gebildet. Dieser Rohstopfen ist somit ein eigener Wirtschaftsabzweig, der die Rohstoffe von einem Sog zum anderen saugt.
Die nachgefragten Rohwaren werden in Freihandels-Sperrzonen verbunkert.
Und oft sind es Deriprivatler die das Handelsfinanzierungsrisiko zur Hoch-sicherung des Umschichtungs-Risikos mit Finanzproduktorchester aus allen Herren Länder versuchen wohl, ständig und reich zu instrumentisieren.
Die dafür vielfarbige Regulierungs-Regel-Gesetze bieten dem Rohstofftandel,
sowie dessen Finanzung einen bunten wie geschmierten Rahmen. Im Bereich der Intransparenz gibt es helle Ebenen, freiwilliger Schlau-Geldflüsse mit leicht durchsichtigem Darlegungssollenwollen...
...Rohstofffluch, was sich jetzt da scho wieder? Isch da e Problem?
Weiss au nöd das sind halt so armi Lüt, wo eifach nöd fürschi chömmet.
Was dann für armi Lüt?
Jo so Lüt halt in dene Krisengebiet. Die händ halt en Krise.
Und dänn händs wieder en Krise wägä dä Krise. Voll fies.
Und am Schluss sich alles ganz verdrüllt.
Dä völlig Drülli. Wo gosch jetzt du ane?
Ins Kriesengebiet!
Aber wir müssen gar nicht in ein Krisengebiet. Du kannst hier bleiben, wir können das Problem hier lösen! Hier in der Schweiz! Wir haben selber Steine! Wir sind doch steinreich! Wir müssen doch keine Krisengebiete abbauen.
Wir haben hier alles. Alles. Alles liegt direkt vor unserer Nase! Ich sag nur Urban Mining. Städtischer Bergbau. Unsere Städte sind die Bergbauminen der Zukunft. Ich würd mal gerne wissen was hier so alles drinsteckt.
Also wenn wir das Schauspielhaus abreissen. Zuerst das kleine und das grosse, bin ich sicher, dass wir aus dem ganzen Material, wenn wir es rezyclieren, ein neues Schauspielhaus bauen können. Sicher! In dem Material vom Schauspielhaus steckt ein ganzes Schauspielhaus drin!
Das ist ein Bodenschatz!
Z`Elbisgrabe hinde bi Basel hät e holländischi Firma usäre Mülldeponie 3400t Ise usegholt! D`Holländer...Wieso chö mir das nöd sälber useholä? Wir Europäer verbrauchen täglich 40 kg Bodenschätze pro Tag.
In der Schweiz gibt es pro Einwohner jährlich sogar 270 kg Bodenschätze im städtischen Bergbau. Das macht pro Tag: 74 gr! Ja gut das ist jetzt nicht viel….da müssten wir die restlichen 39,3 kg pro Tag..vielleicht in den Mülldeponien in Holland suchen? Unter uns ich sag euch, sammelt eure Handys, schmeisst nie wieder eine Waschmaschine weg. Wir werden das alles noch mal brauchen. Sonst gibt es keine Sonnenbrillen mehr, keine Windschutz-scheiben, keine Magneten mehr für`s Handy, keine Lautsprecher, aber Musik kann man dann eh keine mehr hören, weil es keine CD`s mehr gibt.
Oder wir müssen wieder mehr in die Oper, wenn wir Musik hören wollen. Aber dort gibt es keine Scheinwerfer mehr. Ja dann müssen wir wieder mit Kerzen spielen, aber die können wir nicht anzünden, weil das Antimon das im Zündholzkopf drin ist auch ausgegangen ist, das soll 2020 fertig sein.
Taschenlampen könnt ihr auch vergessen, weil es auch keine Batterien mehr gibt...
Sie befinden sich in einer 3-D Wirtschaftsimulation. Die Zeit ist echt.
Sehen sie Konstruktion aus würfelförmigen Blöcken aus der Egoperspektive.
Alle Blöcke hier sind abbaubar. Sie können diese Welt erkunden, rechts in der Leiste ist der Überlebendmodus, unbegrenzt Ressourcen sammeln, gegen Monster kämpfen und die Blöcke zu anderen Gegenständen weiterverarbeiten, z.B. Werkzeuge, Waffen und Rüstungen. Links befindet sich die Gesund-heitsleiste und der Kreativ-Modus. Achten sie auf die Dorfbewohner und die Creeper. Wenn sie ihnen zu Nahe kommen explodieren sie. Wieviele Löcher wollen die Leute haben? Stör mich nicht muss zwei Lkw-Terminals bauen. Komm schon, gib mir das Loch. Scheisse, mein Flammenwurf kommt nicht durch die Holztür. Ok. ich grab mich mal nach unten.
Wo gräbst du dich runter, links von der Hütte?
Ich bin so links, das ich rechts bin. Warum greifst du die an? Die sind doch friedlich! Ich greif alles an! Mach doch was du willst. Ich fäll jetzt mal ein Baum.
Ich fäll immer mal ein Baum wenn ich einen sehe. Projekt Regenwald, ha ha.
Hier fehlt die Kartenfunktion. Oh! Ich hab einen Betonpilz gefunden. Bedeutet das Nahrung? Ich fäll mal den Pilz. Oh ich hab einen Kupferkeks gefunden!
Das könnte jetzt ein interessantes Duell werden um den Kupferkeks.
Alles geht um die Kupferkekse!
Es wird zeit für eine neue Mine.
Ich bin übrigens in deiner Mine und hab Fähigkeiten gefunden.
Wozu braucht ihr so viel Knochen? Knochen sind wichtig, aber ich versuche mir gerade das Knochenmark abzugewöhnen. Alter! Wieviel Gold hängt da oben eigentlich? Soviel Gold braucht doch kein Mensch. Ist das nicht ne schöne Ecke? Na, das ist doch ne schöne Ecke. Könnt ihr mal den Hund ruhig halten!
Verreck doch.
Den Gewinn würd ich aber gerne vorher noch selber sortieren.
Schliesslich hab ich den ganzen Golddreck mit der Schaufel abgebaut.
Aus der Mine kam ein Dorfbewohner geschossen, aber zum Glück brennen die ja nicht sofort.
Dass der Mond kalt ist daran hab ich nicht gedacht. Wir müssen Lagerfeuer mitnehmen. Ich bin schon wieder am erfrieren.
Sieht aus als hätte die Versammlung begonnen.
Wir sprachen oft über die Zukunft, am ende der Pipeline.
Wir das Warenlager der Erde.
Was kostet die Welt?
Alles hat einen Preis!
Hier wird alles gehandelt was nicht niet-und nagelfest ist!
Sogar ihr linkes Kniegelenk!
Kaufen sie Welthandelsfonds! Investieren sie in die Weltwirtschaft .
Wenn sich die Weltwirtschaft in 30 Jahren verdoppelt hat,
dann haben sie das doppelte, oder auch nicht und wenn die Weltwirtschaft eingeschrumpft ist. Dann macht es ihnen nichts aus, weil dann sowieso alle Volkswirtschaften am Arsch sind.
Aber wir sind ja nicht hier um herumzuphilosofieren, wir sind hier um zu handeln!
Mal schauen was der Dachs so macht an der Börse? Meine Tierchen sind am laufen. Die wetten auf den abstürzenden Dachs. Und machen Leerverkäufe.
Ich leihe mir irgendein Wertpapier, das mir gar nicht gehört.
Also das kaufleih ich mir. Wertpapiere für 10 Mio. Franken, die ich in 4 Wochen wieder zurückgeben muss, dafür zahl ich eine Gebühr von 5000 Franken und spekuliere darauf das ihr Wert fällt. Kurz bevor die 4 Wochen um sind, streu ich Gerüchte, der Kurs fällt und Freunde von mir, die auch alle die Sorte Wertpapier haben, verkaufen, damit fällt der Preis. Dann kauf ich sie wieder zurück für 6 Mio. Franken. Bingo. Also habe ich einen Gewinn von 4 Millionen abzüglich Leihgebühr gemacht.
Wenn Du was verkaufst, obwohl Du es gar nicht besitzt, dann kommt normalerweise die Polizei.
Bei uns kommt nicht die Polizei, sondern der Staat und muss wenn die Spekulation in die Hose ging die Institute retten, weil sie zu gross und zu connected sind um zu failen. Wieso geht das? Weil es keiner versteht! So undurchsichtig wie Kaulquappensuppe.
Termingeschäfte werden dann auch noch mit Kreditausfallversicherungen Credit Default Swaps abgesichert. Wie das geht?
Nehmen wir an du hast ein Haus. Wenn du dein Haus gegen Feuer versicherst,
ist das eine gute Idee, aber wenn alle Leute in Basel eine Versicherung abschliessen würden, dass wenn dein Haus abbrennt sie Geld bekommen.
Achtung! Ich hab eine Kursfanatsie!
Nee, war nix. Nur ein verzerrtes Preissignal.
Ich weiss nicht, wieso man so was Anreiz nennt.
In ärmeren Länder müssen die Leute schliesslich jetzt essen und nicht erst in einem halben Jahr, wenn alles billiger ist...
Ich mach keine Politik.
Ich gebe mir Mühe kein Geld zu waschen.
Zertifikate, Zertifikate.
Wir halten uns immer an ALLE rechtliche Vorgaben.
Weiss hier überhaupt irgend jemand,
Was für ein Risiko das ist?
Einen ganzen Landstrich, sagen wir mal im Kongo, zu explorieren,
da geht es um Grössenverhältnisse,
Das können sie sich gar nicht vorstellen.
Ob da was zu holen ist, das weiss doch kein Mensch.
Wir risikieren unsere wirtschaftliche Existenz,
damit ihr neues Smart-Phone so verfügbar ist,
wie die Brötchen beim Bäcker...
...3 Billionen Dollar ist der weltweite Preis für Rohstoffe, die gehandelt werden.
Die Schweiz ist der weltgrösste Rohstoffhandelsplatz.. 25% aller Rohstoffe werden in der Schweiz gehandelt. In der Schweiz werden weiche Rohstoffe, Soft Commodities wie Kaffee zu 60% gehandelt, 50 % Zucker und Weizen machen
35% des weltweiten Handels aus. In der Schweiz wird auch 35 % des weltweiten Erdöls gehandelt. Ein Viertel des afrikanischen Öls wird in der Schweiz gehandelt. Wir brauchen 5 Liter pro Person in der Schweiz pro Tag. Mehr als Milch. Und 6 Mal mehr als jemand aus Indien oder Asien.
Die Schweiz hat das zweitbilligste Benzin in ganz Europa und fährt im europäischen Durchschnitt Autos mit dem zweithöchsten CO2-Ausstoss.
CO2 Ausstoss der Schweiz beträgt 45 Mio. Tonnen. Der von z.b. Albanien ist nur 4,9 Mio. Wir sollten mehr AlbanerInnen hier in der Schweiz haben. Wir müssten sie dann fragen, ob sie kleine Autos auch ok finden. Die Hälfte des Goldes wird in der Schweiz gehandelt. 60% aller weltweit abgebauter Erze und Mineralien, wie Gold, Blei, Zink, Kupfer, Kohle, Koltan werden über Schweizer Händler verschoben.
...Die Branche ist ja grösser als der Umsatz des gesamten Tourismus in der Schweiz. Und da hängen ja alle da drin. Klumpen meint ein Cluster, also eine Ansammlung, ein Nest. Das Nest hier besteht vornehmlich aus domizil-priviligierten Firmen, d.h. Briefkasten-Unternehmungen. Ihr Business ist extremen Schwankungen ausgesetzt mit denen es spekuliert. 100 Mio. Menschen arbeiten in kleinen Minen weltweit und bauen von Hand ab.
Im Kongo leben 450.000 Menschen vom informellen Bergbau.
Die Creuseurs sind unabhängige Bergarbeiter ohne Vertrag.
...Sambia exportiert heute für 10 Milliarden Dollar Mineralien und erhielt dafür nur 250 Mio. Dollar Steuern. Das sind 2,4% des Wertes.
...geh im Jahr 2000 nach Sambia. Dort ist gerade alles saubillig zu haben. Sambia hatte nicht genug Zeit, um andere Sachen zu machen und hing voll am Export. Dann kam die Weltbank und der IWF und hat gesagt nehmt unsere Kredite. Bumm 1980 erhöht die US-Zentralbank die Zinsen und Sambia muss das dreifache zurückzahlen. Der letzte Rest hat Sambia noch das Gutachten der Weltbank gegeben, in dem es hiess die Kupferpreise werden nie wieder steigen. Im Jahr 2001 kostet eine Tonne Kupfer 1300 Dollar. Und im Jahr 2011 kriegst du 11 000 Dollar dafür! Also du kaufst im Jahr 2000 73% der Anteile von einer kanadischen Firma die dort auch dicke Hose machen will und handle mit den Sambiern Förderabgaben genannt Royalties so aus, dass du 20 Jahre lang nur 0,6% von dem Gewinn in Sambia abgeben musst. Fast nichts. Du musst aber versprechen 150 Mio. Dollar zu investieren und die Umweltbelastung auf 20% zu senken. Dann nimmst du dir viel Zeit und machst nur das nötigste, wenn der Kupferpreis 2004 steigt dann gib Gas, zur Not auch ohne Abgasanlage.
Das führt dazu das die Umweltbelastungen auf 80% gestiegen sind. Aber sag einfach das sind so mechanische Probleme die kann man nicht einfach so in 15 Jahren beheben, das braucht Zeit. Der Laden brummt. Stell 16 000 Arbeiter ein, die kannst du jederzeit entlassen, wenn sie mehr Lohn wollen. Du kannst die Hälfte der Leute auch über ein Sub-Unternehmen anstellen, die für dich den Lohn drücken. Den Festangestellten zahlst du 525 Dollar im Monat und den anderen 175 Dollar. Wenn da so komische Leute auf deinem Gelände heimlich gelebt und geschürft haben, noch bevor viel los war, nenn sie einfach Illegale dann kannst du sie besser verschwinden lassen. Pass aber auf das die OSZE nichts mitkriegt, sonst gibt`s ne Klage. Falls die Felder um die Fabrik herum etwas kaputt gegangen sind, zahl einfach 20 Fr. an die 200 Farmer, die nichts mehr anbauen können.Das ist aber noch nicht alles. Du kannst noch viel mehr Kohle machen. Leute dafür brauch ich aber jetzt eure Ättenschän!
Wenn du ein grosser Konzern bist musst du in Sambia und in der Schweiz keinen Cent Steuern auf Gewinn zahlen, weil du mit der Mine seit Jahren nur Verluste machst. Wieso Verluste?
Das geht so. Du berechnest einfach den Preis des Kupfers niedriger als auf dem Weltmarkt und verkaufst ihn an irgendeine deiner Tochterfirmen und dann rechnest du noch irgendwelche absurd hohen Kosten zusammen als Ausgaben für die Mine. Du musst ja keinem die Bücher zeigen. Gleichzeitig investierst du weiter, auch wenn keiner versteht, wie das geht, dass du dauernd Defizite vor Ort machst. Das geht aber wenn du bei einer deiner Partnerfirmen teure Kredite aufnimmst und die hohen Zinsen auf den Gewinn vor Ort umlegst. Der Fach-ausdruck für diese alte schweizerische Tradition heisst "verrechnungsteuerfreie Auslandobligationen."
Das musst du dir merken.
...Oh mir ist schwindlig. Ich muss mich mal auf die hohe Kante legen…
Folgen sie mir. Follow the money in den grössten Tresor von Europa. In Olten.
...Die Höhe der Summen, die heute in den Steueroasen der Welt lagern ist nicht bekannt. Schätzungen schwanken zwischen 8 und 25 Billionen Dollar.
Auf den Cayman-Inseln sind mehr Firmen registriert als in ganz China. 92`000 Firmen. Hallo ich bin nur Geld. Ich kann nix dafür das ich dauernd verschwinde. Ich hab dauernd Schuldgefühle,
dass ich mich im Lauf der Jahrzehnte bei ganz wenigen Menschen zusammengeballt habe, weggepumpt mit dem Wachstumsmotor aus Regionen,
hier in eine Steueroase. Da häng ich jetzt als Geheim-Zahl in irgendeinem Computer rum und stinke.
Gammelgeld. Ich weiss nix. Ich weiss nicht wieviel ich bin.
Niemand weiss das ich hier bin. Bitte tut mir einen Gefallen und sagt doch den Leuten die mich brauchen, das ich hier bin.
Ich muss hier endlich raus!!
Ich muss fliessen, sonst fang ich an zu stinken.
Ich will in Entwicklungsländer fliessen, aber hier ist alles dicht.
Diese Dichte hier stresst mich. Ich komm hier einfach nicht raus!
Irgend jemand hat das falsch berechnet…
Der Rohstoffmarkt will das ich von unten nach oben fliesse.
Nichts auf der Welt fliesst von unten nach oben.
Nur ich.
He Leute versucht einen Zusammenhang zu bilden!

Text: Ariane Andereggen / aus der Performance Rohstoff-Eine Verarbeitung 2014





 

 

 

 

 
 

 

 


 
 Dokumentation / "It's The Real Thing" Basler Dokumentartage 2015  
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
   
 
Zeichnung: © Ariane Andereggen 2014 / Guache auf Papier diverse Formate A4 A3 A2